
Neu an der AKAD: MMag. Dr. Michael Fritz, Professor für Psychologie
Geballte psychologisch-neurowissenschaftliche Expertise für die School "Gesundheit & Soziales": Prof. Dr. Michael Fritz ist neu im Team der AKAD University. Er erzählt uns über seinen Weg zur AKAD, seine bisherige Forschung - und seine Pläne für die Professur.
Lieber Herr Professor Fritz, herzlich willkommen bei der AKAD University. Wir freuen uns, Sie an Bord zu haben. Was sind Ihre ersten Eindrücke?
Neben der Spannung und Vorfreude über meine neuen Arbeitsaufgaben und -herausforderungen fällt mir besonders die Herzlichkeit und Fürsorge auf, mit der neue Mitarbeiter hier willkommen geheißen werden. Insbesondere das Engagement von Herrn Professor Grottke, unserem Prorektor, den Einstieg so reibungslos wie möglich zu gestalten, sticht dabei heraus. Man fühlt sich sehr schnell sehr gut aufgehoben hier.
Mögen Sie uns etwas von Ihrer Vergangenheit erzählen? Was hat Sie geprägt?
Zu meiner Person kann ich erzählen, dass ich zwar ein österreichischer Staatsbürger bin, aber die Mehrheit meines Lebens in den unterschiedlichsten Ländern verbracht habe – unter anderem Schweden, den USA und jetzt Deutschland. D.h. ich bin gewissermaßen ein lebendiges Beispiel für einen funktionierenden inner- und außereuropäischen Arbeitsmarkt.
Ich habe sowohl Psychologie als auch Philosophie erfolgreich studiert, um anschließend mein Doktorat in der Abteilung für experimentelle Psychiatrie an der Medizinischen Universität Innsbruck zu bestreiten. Die Arbeit dort war von dem Standpunkt her eine Herausforderung, als dass es sich um präklinische Suchtforschung aus neurowissenschaftlicher Perspektive handelte und anfangs gar nichts mit dem zu tun hatte, das ich während meines Studiums gelernt habe.
Sehr interessant. Hatte Ihre Arbeit auch praktische Auswirkungen?
Das ist schwer zu sagen – ich hoffe es zumindest, oder möchte es glauben. Hierzu muss man wissen, dass präklinische Forschung meist über Jahre und Jahrzehnte betrieben werden muss, bevor die Ergebnisse dann ihre Anwendung in der Klinik finden. Das dient vorrangig natürlich dem Schutz und Wohlergehen der Patienten, die auf die Wirkung einer Therapie ja auch vertrauen können müssen.
Federführend in internationalen Forschungsprojekten
Und dann sind Sie nach Schweden gegangen, wie kam es denn dazu?
Neurowissenschaftliche, besser gesagt, jede Form der Forschung lebt davon, sich neue Expertisen international an verschiedenen hierfür ausgewiesenen Universitäten anzueignen. Dazu gehört sehr oft der Umzug in ein neues Land. Darüber hinaus ist die Teilnahme an Fachkonferenzen ein absolutes Muss! Und so habe ich in Amsterdam meinen späteren Vorgesetzten kennengelernt und endete in einer Stadt in Mittelschweden mit dem Namen Linköping.
Und womit waren Sie also dort befasst?
Hauptsächlich damit, herauszufinden, warum es sich psychisch schlecht anfühlt, an einer akuten Infektion erkrankt zu sein. Zusammen mit einer Kollegin war ich dort federführend, einen bis dahin unbekannten, molekularen Signalweg zu beschreiben, der es in der Zukunft möglicherweise erlaubt, eben diese psychische Komponente des Krankseins getrennt von der physischen Seite zu behandeln. Das könnte es ermöglichen, z.B. die Lebensqualität schwerkranker Menschen, die beispielsweise an Multiple Sklerose, Arthritis oder Krebs leiden, bedeutend zu verbessern, während wichtige Funktionen des Körpers in der Bekämpfung von Erkrankungen, wie Fieber, unangetastet bleiben.
Suchterkrankungen und Depressionen im Fokus
In einem zweiten Projekt, welches ich mit Kollegen zusammen leitete, kam es zu einer internationalen Zusammenarbeit mit einem Spezialisten des National Institute on Drug Abuse in Baltimore, USA. Diese Arbeit widmete sich – stark verallgemeinert - der Frage, warum eine bestimmte Gruppe von genetisch veränderten Mäusen Dinge wie „magisch“ anziehend findet, die eigentlich schlecht für sie sind. Gänzlich ungeachtet dessen, wie negativ die Konsequenzen dieses Verhaltens für die Mäuse sind.
Dabei handelt es sich um Experimente, die in letzter Konsequenz natürlich auch für Menschen, bzw. deren Manipulierbarkeit und Abhängigkeit von höchster Bedeutung sind. Dies gilt insbesondere in Bezug auf Suchterkrankungen, aber auch eine „biologisch verstärkte“ Kriegsführung. Ethisch dem letzteren entgegenzutreten oder das erstere zu behandeln, geht letztlich nur, wenn die dahinterliegenden physiologischen Mechanismen bekannt sind. Mir hat dies aber schlussendlich die Ambivalenz von Forschungsergebnissen sehr deutlich werden lassen. Insbesondere, wenn diese in die falschen Hände geraten.
Ein drittes Forschungsergebnis widmete sich der Ergründung einer bis dahin vermuteten, aber nicht bewiesenen Ursache für eine bestimmte Form von Depressionen mittels modernster genetischer Werkzeuge. Auch diese Forschung war dahingehend sehr wichtig, als dass sie es vielleicht zukünftig erlaubt, diese Form von Depressionen zu behandeln.
"Kritisches und unabhängiges Denken ist ein absolutes Muss."
Letztlich haben Sie also Ihre Forschung einerseits der Verbesserung der psychologischen Bedingungen schwerkranker Menschen gewidmet. Andererseits haben Sie aber auch mit durchaus ethisch ambivalenten Fragestellungen der biologischen Psychologie zu tun gehabt. Was können Ihre Studierenden denn aus solchen Forschungen mitnehmen?
Ich möchte meinen Studierenden insbesondere darin ausbilden, dass sie immer kritisch denken. Kritisches und unabhängiges Denken ist ein absolutes Muss. Es geht nicht länger darum, über die Studierenden fertiges Wissen auszuschütten. Sondern es geht darum, die Botschaft zu vermitteln, dass es ganz entscheidend darauf ankommt, verschiedene Perspektiven zu eruieren, um auf einer solchen Basis durch einen Abwägungsprozess zu vernünftigen Entscheidungen zu kommen und zu dieser Entscheidung zu stehen.
Das absolute Gegenteil zu dieser Vorgehensweise durfte ich im Rahmen meiner aktuellen Arbeit in der Klinik kennenlernen - die dissoziale Persönlichkeitsstörung. Diese ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass Menschen, die unter dieser Störung leiden, keine Verantwortung übernehmen und Fehlverhalten beständig auf externale Faktoren schieben. D. h. sie werden immer einen Kontext finden versuchen, welcher ihre Handlungen erklärt. Ein solches Verhalten beginnt meist schon im Jugendalter. Leider existiert bei diesen Menschen kein Leidensdruck oder Unrechtsgefühl, sodass derartige Persönlichkeitsstörungen heutzutage immer noch sehr schwer therapierbar sind.
Was denken Sie, wie sich hier die klinische Forschung und Praxis verändern müsste, um dies zu ändern?
Eigentlich bräuchte es hier als Lösung eine patientenzentrierte, auf biologischen Markern basierende Medizin. Aber ein solches Vorgehen ist heutzutage immer noch zu teuer und findet kaum Anwendung. Legt man beispielsweise das im Moment gängige bio-psycho-soziale Modell zugrunde, wäre eben denkbar, dass Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung frühzeitig anhand prognostisch ungünstiger Marker identifiziert werden, um dann mit Hilfe der psychologischen und sozialen Seite für eine Gesamtgesellschaft kritischen Entwicklungen vorzubeugen und gleichzeitig auf die spezifischen Bedürfnisse dieses Individuums einzugehen. Allerdings müssten wir zunächst einmal noch jede Menge über die biologische Seite lernen, um dann gezielter mit Hilfe der psychologischen und der sozialen Seite therapieren zu können. Das ist u. A. Gegenstand meiner aktuellen Forschungen.
Vernetzt mit aktueller Forschung - über Lehrbuchwissen hinaus
Sie haben ja in den weltweit höchst anerkanntesten Journalen der Neurowissenschaften veröffentlicht - das erste und das zweite erwähnte Projekt in "The Journal of Clinical Investigation", das dritte in "Immunity". Was bedeutet das eigentlich genau?
Das bedeutet vor allem Qualität. Hierfür bedarf es nicht nur einer guten wissenschaftlichen Idee, sondern auch einer umfassenden Kontrolle. In solchen Journalen muss man immer darüber nachdenken, was die Ergebnisse noch verursachen könnte, um dann diese Faktoren in Kontrollexperimente zu exkludieren, um so immer näher an kausale Zusammenhänge heranzukommen. Das ist dementsprechend anspruchsvoll, zumal man im Rahmen des Revisionsprozesses von den weltweit führenden Spezialisten kritisch geprüft wird.
Was haben die Studierenden davon?
Die Studierenden haben ganz konkret den Vorteil der Vernetzung mit der aktuellen Forschung. Sie erhalten also nicht nur Lehrbuchwissen, sondern werden mit der neuesten Forschung konfrontiert. Glücklicherweise durfte ich hier immer cutting edge-Forschung betreiben und genau dies möchte ich auch meinen Studierenden nahebringen. Sie sollen dazu in Lage sein, sich mit den aktuellsten Forschungsergebnissen auseinandersetzen zu können.
Am Ende des Studiums sollte die Studierenden auch einschätzen können, was eine gute und was eine schlechte Forschung ist. Denn tatsächlich gibt es viel schlechte Forschung, die ihren Weg in die Fachjournale gefunden hat. Aber auch gute Forschung, die vielleicht nur nicht gut publiziert wurde.
In meiner Vision eines Hochschulstudiums ist es das Ziel, dass meine Studenten den neuesten Wissensstand in ihre Arbeit einfließen lassen können. Zum Beispiel ist es wichtig, Sucht nicht als Charakterstörung abzutun. Sondern sie als das einzustufen, was sie ist: nämlich eine schwere neurobiologische Erkrankung. Dafür muss man sich aber mit moderner Forschung auseinandersetzen. Es gilt ganz einfach, wenn ich nicht das neueste Wissen kenne, kann ich meinen Patienten ggf. nicht optimal wirkungsvoll helfen.
Wann also machen unsere Studierenden später am Arbeitsmarkt einen echten Unterschied?
Es sind diese drei Komponenten: Kritisches Denken, Reflexion der neuesten Forschung und unabhängiges, eigenverantwortliches Handeln. Denn dann erst können sie sich im Sinne einer patientenzentrierten Psychologie wirklich auf ihre Patienten als Individuen einlassen.
Lieber Herr Fritz, das ist eine wundervolle Perspektive für unsere Studierenden!
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