Person mit Brille und Lametta über dem Gesicht

Frauen: Lasst den Nerd in euch raus

Lunch & Connect - Welche Rolle spielen Frauen-Netzwerke für die Karriere?

Unsere Professorin für Software Engineering, Prof. Dr. Andrea Herrmann, denkt laut und in ganz persönlichen Worten über das Informatikstudium nach: „Ein Nerd zu sein, verstehe ich als Auszeichnung. Auch weibliche Nerds sollten also zu ihrer Leidenschaft stehen und selbstbewusst Informatik studieren. Nerd zu sein, ist natürlich keine unbedingte Voraussetzung für dieses Studium – doch die Freude an komplexen Fragestellungen hilft!“

„Sie können keine Informatikerin sein. In der Informatik gibt es doch gar keine Frauen!“, sagte mir mal jemand. Ich erwiderte: „Aber doch! Ich kenne ganz viele davon!“

Er: „Nein. In der Presse liest man doch überall, dass die sich das alle nicht zutrauen. Keine einzige will das studieren oder dort arbeiten.“

„Davon weiß ich nichts. Das einzige Problem besteht darin, dass wir noch nicht 50 Prozent Frauenanteil in der Informatik haben, aber das schaffen wir auch noch.“

Es ist natürlich ein Extrembeispiel, dass da jemand noch nicht mal mitbekommen hatte, dass es inzwischen viele gute Informatikerinnen gibt. Leider sind wohl tatsächlich einige mehr noch nicht so weit, die vorhandenen Fachfrauen wahrzunehmen und für ihre Leistungen wertzuschätzen. Das erschwert es, junge Frauen für die Informatik oder MINT-Fächer allgemein zu gewinnen. Was am Image liegt, nicht an den Inhalten!

Welche Schülerin lässt sich denn mit dem Gejammer ins Informatikstudium locken, dort gäbe es zu wenig Frauen? Wem außer Machos nutzt es, wenn Genderstudien erneut einen statistischen Unterschied zwischen Männern und Frauen belegen? Unlängst hat mal wieder eine Studie ergeben, dass das Nerd-Image junge Frauen vom Informatikstudium abschreckt. Das könnte ganz anders sein! Gehen wir’s also gemeinsam an.

Informatikstudierende sind nicht alle Nerds

Es ist zwar richtig, dass Nerds gerne Informatik studieren. Doch Nerds – für mich sind das Menschen, die in ihrer Begeisterung für ein bestimmtes Thema völlig aufgehen – gibt’s genauso in der Mathematik, Musik oder Philosophie. Daraus ergibt sich also auch nicht die umgekehrte Schlussfolgerung. Im Gegenteil: Informatik gilt als ein Studienfach, das Jobsicherheit und hohe Gehälter garantiert, während es gleichzeitig einfacher ist als Maschinenbau oder Elektrotechnik. Darum sind die heutigen jungen Informatikfachleute nur zu einem kleinen Anteil die typischen Computernerds. Viele sind – und das richtigerweise – stark interessiert an einem zukunftssicheren Job. Und den werden sie finden!

Technik statt Walt-Disney-Methode

Informatik hat schon etwas mit Technik zu tun. Das Interesse daran sollte also vorhanden sein. Ich halte es deshalb für keine gute und faire Idee, zur „Frauenförderung“ zum Beispiel in der Studienberatung zu behaupten, Informatik sei überhaupt nicht so technisch. Das zieht die Falschen an. Als Dozentin staune ich immer wieder, wenn mir Studierende sagen, sie hätten sich das Informatikstudium nicht so technisch vorgestellt und eigentlich wollten sie gar nicht programmieren. Wie glücklich wird eigentlich ein/e Informatiker:in, der/die im Berufsleben Sachen sagt wie „Das ist mir zu technisch. Lasst uns das Problem lieber mit der Walt-Disney-Methode lösen!“? Informatiker:innen programmieren im Berufsalltag tatsächlich nicht ständig, doch sie müssen jederzeit dazu bereit sein.

Nerds sind ergebnisorientiert, sachlich, zuverlässig

Nerds sind im positiven Sinne Menschen, die sich für Spezialgebiete begeistern und sich darin hingebungsvoll vertiefen. Dadurch erwerben sie außergewöhnliche Fachkenntnisse. Nerds sind auch nicht automatisch sozial gestört. Versenkt sich nicht jeder Mensch gerne in das, was Freude macht? Hier verstehe ich die Programmierung wie ein spannendes Spiel oder ein besonders kniffliges Rätsel, das es zu knacken gilt In anderen Bereichen heißt dieses Vertiefen „Flow“ und meint diesen herrlichen, glückseligen Zustand völligen Einklangs mit sich und der aktuell ausgeführten Tätigkeit… Flow klingt vielleicht besser als Nerd. Meint aber dasselbe, wenn Sie mich fragen! Wenn Sie Informatik studieren, sind Sie also nicht sofort von seltsamen Typen umgeben – sondern von begeisterungsfähigen Menschen.

Nerdy ist das neue cool!

Versuchen wir es also umgekehrt: Was zeichnet Nerds aus? Ich arbeite richtig gerne unter Nerds, weil sie so schön ergebnisorientiert, sachlich und zuverlässig sind. Das sind nämlich die Kolleg:innen, die sich sogar dann noch auf Tastatur und Bildschirm konzentrieren können, während das Raumschiff rund um sie brennt. Die bei Bedarf – und weil das Ziel sie fesselt – Tag und Nacht eifrig programmieren, damit eine Marsexpedition erfolgreich landet und tatsächlich Fotos von diesem fernen Planeten auf die Erde sendet.

Natürlich ist die Informatik ein weites Feld und bietet auch denjenigen Platz, die einfach „irgendetwas mit Medien“ studiert haben, um dann mit Dienst nach Vorschrift ihren Lebensunterhalt zu verdienen, oder für Managertypen auf der Jagd nach Macht und Status. Für mich speist sich die eigentliche Faszination aus anderer Quelle, denn: Der technische Fortschritt und die Zuverlässigkeit von Flugzeugen, Atomkraftwerken und Kettensägen wurden und werden von Nerds gemacht: Informatiker:innen, Maschinenbauer:innen, Elektrotechniker:innen, Physiker:innen… Persönlichkeiten also, die einen Anspruch an ihr Arbeitsergebnis haben. Und wissen, wie sie diese Qualität erreichen! Ich finde das beruhigend bis bewundernswert.

Was hat das mit uns Frauen zu tun?

Auch Frauen sind nicht vom anderen Stern, sondern hegen genauso individuelle Leidenschaften für komplexe Rätselaufgaben, haben den Wunsch, die Welt zu verändern und wollen das All erobern.

Zur Wahrheit, als Frau in einer –zumindest als Männerdomäne wahrgenommenen Umgebung – zu arbeiten, gehört schon auch: Es ist nicht leicht, ein weiblicher Nerd zu sein. Doch wenn Sie Ihren Job lieben und sich mit anderen tollen Frauen vernetzen, dann können Sie sehr gut damit leben, dass andere die Höhenflüge von Frauen nicht verstehen (oder sehen) wollen. Ihr gutes Gefühl und die top Leistung – und das attraktive Gehalt – sind trotzdem selbstgemacht, darauf können Sie stolz sein. Ich plädiere also in voller Überzeugung dafür: Erhöhen wir das Tempo, sorgen wir dafür, dass mehr Frauen sichtbar werden, indem sie ihre Erfolge mehr feiern und mehr Zusammenhalt untereinander entsteht. Das ist unsere Unabhängigkeit, für die es sich lohnt, einzustehen.

Einfach machen, was Du liebst!

Schmerzen verursacht mir momentan noch das Hinterherhinken der gesellschaftlichen Normen und individuellen Wahrnehmung hinter der Realität. Seit mehreren Generationen schon preschen starke Frauen vor in die sogenannten Männerberufe und machen einen tollen Job. Irgendwann können auch die Letzten die Augen nicht mehr davor verschließen, dass Deutschland richtig viele gute Informatikerinnen und Ingenieurinnen hat. Wenn Sie also noch nicht sicher sind, ob Sie ein MINT-Fach studieren sollen oder noch zögern, den Nerd in sich als Stärke zu begreifen, dann rate ich Ihnen: Stehen Sie zu Ihrem Technik-Interesse! Meinen Studentinnen sage ich deshalb gern: Einfach machen, worauf Du Lust hast! Stell‘ Dich der Komplexität! Studiere für die coolen Jobs!

Über die Autor:innen

Prof. Dr. habil. Andrea Herrmann

Professorin für Software Engineering, Studiengangsleitung Software Engineering und Data Science

Sie verfügt über umfangreiche Expertise auf den Gebieten des Requirements Engineering, Software Engineering, Projektmanagements, Risikomanagements, Innovationsmanagements, Künstlicher Intelligenz und Maschinenethik. Ihr akademischer Werdegang umfasst ein breites Spektrum von Studien in Physik bis zur Habilitation in Informatik an der Universität Heidelberg. Sie hat in verschiedenen Positionen an renommierten Hochschulen, wie der Universität Braunschweig und der Fachhochschule Dortmund, gelehrt. Neben Ihrer Lehrtätigkeit hat sie vielfältige Erfahrungen in der Industrie gesammelt, unter anderem als Software-Entwicklerin und Beraterin. Als Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für Informatik (GI) und in verschiedenen wissenschaftlichen Vereinigungen hat sie sich aktiv für die Weiterentwicklung der Informatik eingesetzt. Ihre Forschungsarbeit ist in einer Vielzahl von Publikationen dokumentiert und spiegelt Ihr Engagement in den Bereichen Requirements Engineering, Projektmanagement, Künstliche Intelligenz und mehr wider.

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