
Was KMU von ihren dual Studierenden über die neue digitale Welt lernen können
In dieser Reihe lädt Sie heute Prof. Dr. Markus Grottke zum Gedankenspiel ein.
Als Hochschullehrer scheint es uns Lehrenden zuzukommen, dass wir die Weisheiten von uns geben, ganz so wie dies bei Unternehmern sehr häufig der Fall ist. Doch selbst im akademischen Kontext greift das sogenannte reverse mentoring. Das kenne ich aus eigener Erfahrung: In nicht unerheblich wenigen Fällen sind meine Entscheidungen gerade dadurch besser geworden, dass ich meinen Studierenden zugehört habe. Dahinter spiegelt sich m. E. in einer immer schneller sich wandelnden Welt die Einsicht, dass neues und altes Wissen ebenso interagieren müssen, wie die Wissensbestände an Basis und Spitze eines Unternehmens. Wie sich dies insbesondere Unternehmen in Krisenzeiten zunutze machen, möchte ich in dem folgenden Beitrag ein wenig erläutern und hiermit auch dazu beitragen, den Unterschied, welchen gerade dual Studierende in ihren Unternehmen machen können, zu illustrieren.
Unterschied 1:
In einer schnelllebigen, durch Informationsüberflutung gekennzeichneten Welt ist es nicht mehr allein der Chef, bei welchem alle Informationen zusammenfließen. Selbst dann nicht, wenn das KMU (kleines und mittleres Unternehmen) relativ klein ist und deshalb noch überschaubar. Tatsächlich kommt für die Wendigkeit eines Unternehmens sehr viel darauf an, möglichst viele heterogene Mitarbeitende wie Sensoren am Markt agieren zu lassen und dafür zu sorgen, dass das hineinkommende Wissen auch zur Geltung kommt.
Gerade junge, wenig durch Routinen bereits „eingespurte“ Mitarbeitende sind hier ein Quell für neue prozess- und produktverbessernde Ideen. Denn sie hinterfragen bestehende Strukturen konsequent und denken ggf. auch über ganz andersartige Lösungen nach, die sich aus dem Strom der vielfältigen digitalen Tools ergeben, die beständig neu erzeugt werden, aber eben auch immer wieder vergehen. Dual Studierende, welche für gewöhnlich eine besondere Leistungsfähigkeit haben, sind hier prädestiniert, neue Ideen und Produktivitätsverbesserungen in einem Unternehmen einzubringen.
Unterschied 2:
Gerade unter dual Studierenden finden sich häufig junge, unverbrauchte und erfolgshungrige Talente, die gewillt sind, sich ihren Erfolg selbst zu erarbeiten. Darum verwundert auch nicht, dass gerade hier Führungskräftenachwuchs heranreift, der auch Extrameilen zu gehen bereit ist und der täglich allein durch das Absolvieren des dualen Studiums noch neben der Arbeit im Betrieb diese Bereitschaft unter Beweis stellt. Es besteht aber in der Tat kein Unternehmen ohne den Extraeinsatz seiner Mitarbeitenden. Das spricht für besonders viele dual Studierende.
Unterschied 3:
Eine der bekanntesten Ideen chinesischer KMU ist der sogenannte Shanzai-Ansatz. Im Kern besagt dieser, dass sich unternehmensübergreifend Netzwerke bilden, in denen sich die Mitarbeitenden von KMU vernetzen und wechselseitig zu Grenzkosten von Null „Informationsgüter“ austauschen. Solche Netzwerke können in vielfacher Weise entstehen. Sei es in Form virtueller Netzwerke zwischen dual Studierenden einerseits, sei es in Form von Expertenrat aus der Hochschule andererseits. Dadurch werden Hochschule und Kommilitonen zu einem verlängerten Think tank der KMU, welche sich dadurch eine ungeheure zusätzliche Wissensbasis erschließen können.
Unterschied 4:
Digitale Geschäftsmodelle leben vom Wandel und neuartigen Trends, die gerade für ältere Unternehmer z.T. gewöhnungsbedürftig sind. Warum aber also dann nicht dual Studierenden die Chance geben, tragfähige Geschäftsmodelle für diese neue digitale Welt zu entwickeln? Meine Prognose ist: Unternehmen werden überrascht sein, welche Ergebnisse sich hier erzielen lassen.
Mein Fazit ist: Wir leben immer weniger in einer Welt, in welcher sinnvolle Ergebnisse realisiert werden, indem Vorgesetzte entscheiden. Vielmehr benötigt es gute Entscheidungen und Ausführungen sowohl an der Spitze als auch an der Basis eines Unternehmens, gerade wenn, wie in Krisenzeiten, sehr schnell reagiert werden muss. Dual Studierende sind aufgrund nicht nur ihrer Leistungsfähigkeit, sondern auch aufgrund ihres Wesenszuges als Bürger zweier Welten, der Welt der digital natives und der traditionellen Welt, mehr als geeignet, hier zum Unternehmenserfolg von KMU beizutragen – wenn man sich denn ehrlich auf sie einlässt.
Über den Autor
Prof. Dr. Markus Grottke ist Prorektor Innovation und Duales Studium und Professor für Digital Business an der AKAD University.
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